HoWaMan - Hochwasserrisikomanagement im Teheran

Blog 11. Feb. 2022

Foto: Matthias Sasse

Beim Virtual Campus Day 2021 haben die SCIENCE TALK-Moderatorinnen Rieke Smit und Laura Meng ein spannendes Live-Gespräch über die Forschung zum Hochwasserschutz geführt. Zu Gast auf der virtuellen SCIENCE COUCH war dafür Prof. Dr.-Ing. Daniel Bachmann, Dozent für Hydromechanik und Hochwasserrisikomanagement an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Prof. Bachmann ist nämlich nicht nur Dozent, sondern auch Gruppenleiter des Projektes HoWaMan. HoWaMan, das steht für Hochwasserrisikomanagement. Was das genau zu bedeuten hat und was das Elbhochwasser mit Überschwemmungen im Teheran zu tun hat, erklärte er in einem kurzen Live-Format des SCIENCE TALKS.


Was also macht HoWaMan? Das Projekt beschäftigt sich mit dem Management von Hochwasserrisiko in vorrangig semiariden Gebieten. Aride Gebiete zeichnen sich durch ein besonders trockenes Klima aus wie bspw. Wüsten. Semiaride Gebiete lassen sich demzufolge als halbtrocken definieren.

Trockenheit würden die meisten Menschen nicht unbedingt mit Hochwasser in Verbindung bringen, doch Prof. Bachmann erklärt, dass gerade in diesen Regionen insbesondere Sturzfluten vorkommen können. Die dort vorhandenen Flussbetten sind jedoch auf diese in kürzester Zeit runterkommenden Wassermengen nicht ausgelegt.

Anschaulicher wird das Verhältnis, wenn man die Elbe zum Vergleich zieht. Hier dauert ein Hochwasser etwa vierzehn Tage. In ariden Gebieten dagegen entwickelt sich ein Hochwasser innerhalb von Stunden.


„Das Risikomanagement von Hochwasser ist insofern relevant“, erklärt Prof. Bachmann, „als dass unsere gewählten Lebensräume häufig von Hochwasser betroffen sind.“ Das Hochwasser irgendwann zu beherrschen, also Hochwasser verhindern zu können, hält er für unmöglich. Deshalb müssen Möglichkeiten entwickelt werden, Hochwasser in Schach zu halten.


Das Untersuchungsgebiet von HoWaMan ist die Stadt Teheran im Iran. Teheran liegt auf einer Hochebene, der ein Gebirge folgt. Wenn es regnet, sammelt sich der Niederschlag in den steilen Schluchten, die innerhalb von sechs Stunden volllaufen, woraufhin die Wassermassen die Stadt Teheran überfluten.

Die Auswahl des Untersuchungsgebietes traf als Projektförderer das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).

Zwar lassen sich zwischen Teheran und Magdeburg nicht gleich Parallelen vermuten, doch ob es nun eine Elbüberschwemmung oder eine Sturzflut ist, die entstehenden Schäden sind vergleichbar. Deshalb versucht HoWaMan auch, flexible Werkzeuge zu entwickeln, die in unterschiedlichen Flut-Situationen angewendet werden können.


Aber wie genau „managt“ man ein Hochwasser? Es geht darum, sich auf Hochwassersituationen vorzubereiten, Maßnahmen zu treffen und Überschwemmungen, wenn möglich, zu verhindern oder wenigstens unter Kontrolle zu halten.

Bei uns ist das Managen von Hochwasser Aufgabe der Behörden. Sie treffen die Entscheidungen zur Umsetzung von Schutzmaßnahmen, in die natürlich auch politische Belange mit einfließen. Ihre Mitarbeiter:innen werden bspw. im Studiengang Hochwasserrisikomanagement ausgebildet. Die Aufgabe von Wissenschaftler:innen wie die der Projektgruppe HoWaMan ist jedoch das Entwickeln von Verfahren zur Planung von Hochwasserbekämpfung. „Wir planen nicht die Deiche für Magdeburg oder Teheran, sondern entwickeln Verfahren dafür, dass man diese planen kann.“

Wichtig sei es auch, dem Hochwassermanagement zuverlässige Daten zu liefern, anhand derer sie ihre Entscheidungen begründen können. Die Wichtigkeit nachvollziehbarer Daten hat auch die Corona-Pandemie noch mal hervorgehoben. Hier wurde nicht nur mit verschiedenen Werten wie Inzidenz oder Hospitalisierungsrate gearbeitet, sondern auch immer wieder in Frage gestellt, welche Werte unter den jeweiligen Umständen richtungsweisend sein sollten.


Auch wir können etwas zum Hochwasserschutz beitragen. Zwar lassen sich Hochwasser durch etwaiges Entgegenwirken nicht verhindern. Doch manchmal hilft es schon, das Hochwasserrisiko im eigenen Lebensraum richtig einschätzen zu können. Z.B. könne man sich vor dem Hauskauf Hochwassergefahrenkarten ansehen und anhand dieser das bestehende Risiko abwägen. Sollte man sich für den Hauskauf entscheiden, könnte man Sicherheitsmaßnahmen wie das Abschließen von Versicherungen ergreifen.

Als problematisch empfindet Prof. Bachmann, dass das Bewusstsein für Hochwasserrisiko schnell schwindet, insbesondere in Zeiten von Wasserknappheit. Erst Ereignisse wie die Überschwemmungen im Aartal in diesem Sommer rütteln die Menschen wieder wach und erinnern sie daran, welche Schäden ein Hochwasser im schlimmsten Fall anrichten kann. Dies sei  natürlich kein Grund, ständig in Alarmbereitschaft zu sein. Nur ein realistisches Bewusstsein über die Risiken wünscht sich Prof. Bachmann.

Aktuell wird bei HowWaMan ein stochastischer Regengenerator entwickelt. Dieser soll in Form einer Computersimulation Regen über ein bestimmtes Gebiet ziehen lassen und unter verschiedenen Wetterbedingungen die Auswirkungen des Regens zeigen.

In der Zukunft hofft Prof. Bachmann, mit der Projektgruppe auch noch vor Ort in den Iran fahren zu können. Das habe aufgrund der Pandemie bisher noch nicht geklappt.

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