Trenux - Der Kofferraum für das Fahrrad
Auf der Suche nach einem einfachen, praktikablen und platzsparenden Mechanismus zum Transport von Gegenständen mit einem Fahrrad entwickelten die Mechatronik-Studenten der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Finn Süberkrüb und Markus Rothkötter Trenux, den Kofferraum für das Fahrrad. In seiner Bachelor-Arbeit optimierte der Industriedesigner der Hochschule Magdeburg-Stendal, Moritz von Seyfried, den Fahrrad-Anhänger hinsichtlich der Ergonomie und Semantik weiter. Im SCIENCE TALK mit Rieke Smit und Simeon Laux berichtet er gemeinsam mit Markus über ihre produktive Zusammenarbeit (Foto: Diana Doerks).
Rieke: Moritz, du hast dich in deiner Bachelorarbeit mit dem Thema „Urbaner Transport“ beschäftigt, genauer gesagt mit dem Fahrrad als Transportmittel für den täglichen Gebrauch. Wie bist du auf das Thema gekommen?
Moritz: Da ich selbst in Magdeburg nur Fahrrad fahre, steckt eine persönliche Motivation dahinter. Meinen Einkauf erledige ich auch mit dem Rad, momentan behelfe ich mir dabei mit einer Sporttasche, die ich auf dem Rücken trage. Hinzu kommt, dass ich im zweiten Stock wohne und mein Fahrrad nicht gern über Nacht draußen stehen lasse. Das heißt mein Fahrrad trage ich zusätzlich zu den Einkäufen zwei Stockwerke hoch.
Simeon: Das erste Fahrrad wurde vor mehr als 200 Jahren im Jahr 1817 konstruiert. Wie kann es sein, dass es bis heute noch keine Lösung für den optimalen Transport von Gütern mit einem Fahrrad gibt?
Moritz: Das könnte in der Geschichte des Fahrrads selbst begründet liegen, da dessen Erfindung von vielen Rückschlägen geprägt war. Es gibt ein paar Varianten von Fahrradanhängern im Handel, die aber für mich zum Beispiel nicht in Frage kommen, da ich sie separat die Treppen hoch tragen müsste.
Simeon: Also es gibt noch kein Modell, das quasi eins mit dem Fahrrad wird.
Moritz: Ja, genau. Da wurde ich von einer Kommilitonin mit Markus Rothkötter und Finn Süberkrüb bekannt gemacht. Sie haben den Anhänger letztendlich erfunden.
Markus: Wir standen vor dem gleichen Problem wie Moritz. Man hat viel zu transportieren, man möchte sein Fahrrad für alles verwenden, weil es einfach das beste Transportmittel überhaupt ist. Nach einer Fahrradtour, bei der uns ein Anhänger kaputt gegangen ist, haben Finn und ich uns hingesetzt und gedacht: „Ey, das können wir doch besser.“ Wir haben sehr viel an der Mechanik getüftelt, bis wir ein Funktionsmodell mit der heutigen Grundfunktion hatten; das heißt einen Fahrradanhänger mit Platz für zwei komplette Getränkekästen, welcher mit einem Handgriff zusammenklappbar ist und sich wie ein Gepäckträger die ganze Zeit am Fahrrad befindet. Auf der weltgrößten Fahrradmesse, der Eurobike, ist unser Konzept so gut angekommen, das wir es verfeinern und massentauglicher machen wollten. Die Idee ist es, ein System zu haben, das eins mit dem Fahrrad wird, deswegen haben wir dann einen Produktdesigner gesucht.
Simeon: Wie ist denn die Zusammenarbeit zwischen euch entstanden?
Moritz: Meine Kommilitonin hat den Kontakt hergestellt und Markus, Finn und ich haben uns zunächst darüber ausgetauscht, was ich für meine Bachelorarbeit will und was Finn und Markus an Arbeitsleistung und Input brauchen. Wir sind schnell auf einen gemeinsamen Nenner gekommen. Ich habe meine Bachelorarbeit über den Anhänger geschrieben und versucht bestimmte ergonomische, semantische und technische Dinge weiter zu entwickeln.
Rieke: Zu welchem Ergebnis seid ihr gekommen? Welcher Fortschritt ist in der Arbeit entstanden?
Moritz: Der Fortschritt ist sowohl der ergonomische, als auch der semantische. Der Anhänger ist optisch nicht mehr so wirr. Er hat jetzt zwar immer noch sehr viele metallische Bauteile, die man klappen kann, aber durch die vordere Bande, die oben drüber sitzt, wenn der Anhänger zusammengeklappt ist, bekommt er eine gewisse Ruhe und zusätzlich gibt es keine Stoffschlaufe mehr, um den Anhänger aufzuklappen, sondern einen soliden Griff, den man wie einen Koffer entriegeln kann.
Simeon: Ich stelle mir das so vor, dass ihr zusammen ganz kreativ in einer Werkstatt an euren Ideen tüftelt und Tag und Nacht zusammen rumschraubt. War eure Zusammenarbeit tatsächlich so?
Moritz: Ziemlich genau so, ja. Seit Dezember gibt es ein Büro mit angeschlossener Werkstatt und da haben wir die meiste Zeit verbracht und getüftelt. Jeder hat bestimmte Aufgaben gehabt.
Markus: Gerade am Anfang, als Moritz an der Entwicklung seines Themas saß, sind viele grundlegende Entscheidungen zur generellen Struktur des Anhängers nochmal auf den Prüfstand gestellt wurden. Wie Moritz schon gesagt hatte, gab es viele klappende Teile am Anhänger und er hätte zu Entwicklungsbeginn schon viele Ideen einbringen können. Einige Ideen konnten wir leider gar nicht alles in dieser Generation des Modells umsetzen, da wir auf Zulieferer angewiesen sind und auch andere Bereiche Zeit fressen. Wir mussten den Anhänger, den wir schon hatten Schritt für Schritt anpassen. Moritz ist jetzt auch schon in die Entwicklung der weiteren Generationen unseres Anhängers eingebunden. Und viele Ideen, die er am Anfang eingebracht hat, werden jetzt in den weiteren Generationen mit umgesetzt.
Simeon: Das klingt auf jeden Fall sehr spannend. Es ist schön, dass Moritz auch weiterhin mit an Bord ist. Wann können wir den ersten Fahrradanhänger von euch kaufen?
Markus: Wir möchten im Frühjahr eine Crowdfunding-Kampagne machen und die erste marktreife Testserie anbieten. Zur Fahrradsaison soll es losgehen.
Simeon: Wir drücken euch auf jeden Fall die Daumen und werden euren Fortschritt über die sozialen Medien weiter mitverfolgen. Euch ganz viel Erfolg und vielen Dank für eure Einblicke.
13. Februar 2019
SCIENCE TALK im Rahmen der Werkschau light im schauwerk, Magdeburg